Unser schönstes Weihnachtsgeschenk dieses Jahr
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da müssen wir nicht lange überlegen.
Lissy ist alleine ins Wohnzimmer gekommen und hat sich einfach dazugelegt.
Das klingt für viele, die noch keinen Hund aus den Tierschutz hatten, seltsam. Für Lissy war es aber ein großer Schritt über ihren eigenen Schatten.
Seit zwei Monaten ist die süße Hündin nun bei uns. Jeden Tag macht sie einen kleinen Fortschritt, den Außenstehende nicht erkennen: die ersten freiwilligen Schritte beim Gassigehen, das erste Mal streicheln dürfen, die erste Spielaufforderung – scheinbar normale Alltäglichkeiten.
Wir haben Lissy aus dem Tierschutz. Ein ängstlicher Hund, der sich versteckt, aber doch neugierig auf die Welt ist.
Was auf uns zukam – wir wussten Bescheid.
Ein Hund aus dem Ausland von der Straße kennt das Leben im Haushalt nicht – der Alltag wird zum Abenteuer.
Als wir Lissy zum ersten Mal gesehen haben, hat sie sich in ihr Körbchen verkrochen. Dennoch lies sie sich streicheln, doch bei jeder schnellen Bewegung ist die junge Hündin erschrocken. Da es ein verantwortungsvoller Tierschutzverein ist, sind wir mit ihr „Gassi gegangen“ ,das heißt Lissy hat sich mehr oder weniger hinterherziehen lassen.
Wir haben lange mit der Bezugsperson besprochen, ob wir dem Hund das bieten können, was er braucht: Führung, Geduld und Liebe, aber auch Regeln und Grenzen.
Da wir selbst Hundetrainer sind, haben wir die Zusage für diesen Hund erhalten – normaler- weise werden die Hunde vorher auf das Leben in deutschen Haushalten vorbereitet.
Die Autofahrt hat sie auf dem Rücksitz verbracht, unterstützt von Jako, unserem souveränen Rüden. Wir haben uns, auf Rat der Dame vom Tierschutz, gegen eine Transportbox entschieden. Denn in einer Transportbox hatte sie eine lange Fahrt von Rumänien hinter sich gebracht und das war bestimmt keine gute Erfahrung.
Zu Hause angekommen hat sie sich in das neue Körbchen verkrochen.
Jeden Tag zeigen wir ihr neue Dinge: Abzugshaube, Fernseher, Staubsauger, Schiebetüren, Schmutzfänger am Eingang des Büros, …
Jeden Tag begleitet Lissy mich ins Büro, dort hat sie das selbe Körbchen wie zu Hause. Dort liegt sie und schaut sich ihre neue Welt an. Die Kollegen wissen Bescheid und helfen mit. Jeder kommt zum Streicheln und Lissy freut sich mittlerweile schon auf den Besuch.
In der Hundeschule arbeiten wir momentan etwas auf Abstand. Jetzt ist erst einmal die Resozialisierung angesagt, dann kommt die Ausbildung.
Sie ist vielleicht immer noch kein Vorzeigehund, aber sie ist unser Traumhund.
Hunde aus dem Tierschutz ja oder nein – das ist die alte Streitfrage.
Ich denke, dass Tierschutz nicht aus Mitleid, sondern aus Mitgefühl erfolgen soll.
Die Hunde kennen das Leben im deutschen Haushalt nicht. Sie müssen alles erst kennen lernen. Banale alltägliche Situationen und Gegenstände werden zum Abenteuer.
Aus falsch verstandener Tierliebe den Hund nicht mit neuen Situationen zu konfrontieren und sich verstecken lassen nützt dem Hund nicht.
Die Arbeit mit diesen Hunden ist ein Balanceakt zwischen fördern und überfordern.
Hunde über das Internet nur anhand einer Beschreibung und einem Bild aussuchen und dann an einen Übergabepunkt geliefert bekommen – das kann ganz schön ins Auge gehen.
Verantwortungsvolle Tierschutzvereine holen die Hunde auf Pflegestellen nach Deutschland. Dort haben die Hunde die Möglichkeit den Alltag in Deutschland kennenzulernen. Sie lernen möglichst viele Dinge und Situationen, aber auch Regeln und Grenzen für das Zusammenleben mit Menschen und anderen Tieren kennen.
Der neue Besitzer und der Hund haben die Möglichkeit sich kennen zu lernen und auch zu testen ob das Zusammenleben klappt.
Eine ausführliche Beratung über das weitere gemeinsame Leben, Fütterung, Pflege, … ist selbstverständlich.
Die Betreuung auch nach der Übergabe ist ganz normal.
Sollte es, auch mit Hilfe, wirklich nicht funktionieren, nimmt der Tierschutzverein den Hund zurück. Da gibt es kein „der arme Hund muss dann nach Rumänien zurück“.
In meiner Arbeit als Hundetrainerin und Tierpsychologin werde ich oft gerufen, wenn der Alltag zum Alptraum geworden ist.
Da kommen dann Aussagen wie:
„Wir können keinen Besuch mehr empfangen!“
„Der Hund knurrt uns an!“
„Jetzt haben wir den Hund schon seit Wochen und er lässt sich immer noch nicht anfassen!“
…………..
Wir fangen dann wieder ganz von vorne an.
Das Geheimnis ist Kommunikation und Resozialisierung statt steifes Training.
Immer im Tempo des Hundes.
Normale Hundeschulen sind dann oft überfordert. Dann sind die Tierpsychologen gefordert.
Es ist ein speziell auf den Hund und den Menschen abgestimmtes Training wichtig und ein harmonisches Leben zu ermöglichen.